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Masterthesis 2018

‚eine erinnerung an den kunstverein graz und den menschen‘


OTH Regensburg Prof. Andreas Emminger, Prof. Erich Prödl, Chrstoph Lechner





nov 2017 bis nov 2020





nov 2017: Regensburg verändert sich. Binnen 10 Jahren wird Regensburg anders sein. Besser? Nun, das wird sich erst in der Retrospektive zeigen. Grundsätzlich ist Veränderung aber immer ein Instrument in eine neue und oft andere Richtung. Das ist auch gut - die Stadt bewegt sich; ist aktiv. Eine Stadt, das ist eine vergrößerte Infrastruktur in der Lebewesen (Mensch Tier und Organismen) sich frei bewegen können. Sie ändern sich tagtäglich in deren Interessengebiet, in dem was sie umgibt: Beziehungen zu Raum und Zeit, Gefühlsschwankungen, Leben und Ableben und auch das Reisen in andere Milieus - es verändert ausnahmslos. Der Mensch ändert sich und ändert dadurch im gleichen Zug seine Umwelt. Umwelt, also die als solches abgegrenzt in Raum, eine künstlich gestaltete Umwelt, die von uns Menschen geschaffen ist und sich als Stadt bezeichnet.

Nun möchte ich in diesem kurzen Text auf die Tatsache eingehen, dass sich Städte in vielen Bereichen sehr stark angleichen und immer ähnlicher werden. Das führt zu Langeweile - eine aus meiner Sicht nicht fördernde Langeweile. Ich möchte dieses Phänomen daher als Kapitalistischen Symbolstädtebau bezeichnen. Dieser führt dazu, dass neue ‚Architektur zu einerseits neuen Orten, dabei aber andererseits zu immer gleichen Orten führt‘(Schröder 2017) - immer gleiche Orte auch aus der Tatsache, dass alte Räume und alte Milieus dem Erdboden gleich gemacht werden. Dem folgt zwar ein neues Bauwerk, dennoch fehlt es an potenzieller Geschichte zur fortlaufenden Prägung einer Identität.

Das Beispiel Regensburg besticht durch eine lange fortlaufende Geschichte mit Abwechslungen. Zum jetzigen Zeitpunkt bis hin zur Erreichung der Ziele 2030 vergehen lediglich 10 Jahre. Das mag einerseits eine lange Zeitspanne sein, vielleicht zu wenig, um eine direkte Veränderung wahrzunehmen - und dennoch genug, eine positive und erfrischende Richtung einzuschlagen. Erfrischung ohne aber Identität verlieren zu müssen! Es schafft neuen Raum, der sich anzueignen gilt und sich an die aktuelle Lebenssituation einer Stadt zu transformieren. Zum Anderen hat man ein ungewisses Gefühl; man - die ein oder andere Person, also wir Lebewesen, wir Menschen, also diejenigen die eine Stadt also solches wirklich definieren, sie wollen sich ungern verändern. Veränderung bedeutet folglich etwas Beständiges, oft bereits gut funktionierendes zu stoppen und eine Anpassung des Momentanen zu unternehmen.  Gewohnte Umwelt aufgeben? In der mittelalterlich geprägten Stadt Regensburg findet man solche Milieus: Solche Stadträume, die geprägt sind von stetiger Veränderung, Anpassung und Verlust. Maximilianstraße - ein ehrwürdiger Name für eine Straße, welche den Anschein hat, es irgendwie nicht so richtig verdient zu haben scheint. Doch war sie ja ursprünglich speziell geplant worden, aufgrund ihrer Offenheit, Schönheit und für die Passage so zweckmäßigen Lage (Bauer, 2007) und so doch gut geeignet zur Ansiedlung von Gewerbe. Das ist sie freilich immer noch: Groß und offen, also lang und breit - zumindest im Gegensatz zur restlichen Altstadt. Sie beginnt geographisch mittlerweile am Hauptbahnhof, an einem kleinen Park vorbei und führt ‚kerzengerade‘ zu einer sich öffnenden Windung, genutzt einmal die Woche als Raum für Marktstände - sonst eben als Parkplatz. Als Ende möchte ich das Wahrzeichen Regensburg sehen, das sich mit seinen zwei aufwendig verzierten Glockentürmen vertikal in den Himmel richtet und so die Stadt auch für außerhalb Lebende sichtbar macht.




Mittendrin dieser langen Bewegung befindet sich das ‚Schäffnerquartier‘- eben unweit von Hauptbahnhof und unmittelbare Schwelle zum Altstadtkern. Auch dort nutzen die Ladengeschäfte den Raum im hinteren Bereich ihrer Parzelle meist als nötige Lager- und Abstellflächen. Dies hat zur Folge, dass Wohnqualität der darüberliegenden Wohnungen abnimmt; teilweise gar fehlt. Zudem gibt es im Moment eine große Lücke - lädt ein das Wahrzeichen zu erkennen. Lückenhaft jedoch ist der Zustand, der sich dadurch bemerkbar macht, wenn man von Stadtraum spricht; er fehlt. Es fehlt an geschlossenem Raum, sich flanierend der ebenso nötigen sanierungsdürftigen Geschäftszeilen hinzugeben. Ebenso fehlt es an geschlossener Fläche das Bedürfnis zu wecken, in den kleinen und verwinkelten Gassen Regensburg verschwinden zu können, um die historisch geprägte Altstadt zu entdecken und zu erleben.

Und es gibt Kultur; es gibt Kunst! Und es fehlt Raum sowie die Möglichkeit, es weiter fortbestehen zu lassen - zumindest an dieser Stelle. Der Kunstverein GRAZ ist hier verortet; bewegt sich in der gesamten Stadt, im Umland und zeigt hier all das, was den Stadtmenschen die Augen öffnen, zum Staunen oder eben zum Nachdenken anregen sollte. Diese Orte, diese Quartiere und Milieus sterben aus - sie haben nicht mehr die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln; sich neu zu definieren! Milieu versteht sich in diesem Text als eine Art Zustand, in dem sich Raum, Zeit und der Mensch vereint. Dieser Begriff bringt zum Ausdruck, welche Indikatoren das Leben eines Individuums beeinflussen.

In Bezug auf die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN darf kurz auf den Begriff der Nachhaltigkeit eingegangen werden, ihn verstanden wissen. Der Mensch steht im Mittelpunkt: Schließlich ist er derjenige der evolutionsbedingt scheinbar die Fähigkeit besitzt, die vorliegende Umwelt künstlich zu beeinflussen und darin direkt zu interagieren; ein über eine geraume Zeit funktionierendes System zu ‚justieren’. Und dann müssen die, also konkret diejenigen, die wirklich Ahnung und Erfahrung davon haben, versuchen diese Justierungen zu analysieren, zu verstehen und machen seit Jahren unmissverständlich klar, dass die Welt wie wir sie kennen gewaltig aus dem Ruder gerät. Jetzt, in einer vor allem durch Technologie sich immer schneller verändernden Umwelt, bleibt der Mensch und das Lebewesen nun doch zurück - schaffen es nicht mehr sich oder seinen eigenen Willen durchzusetzen, sich rechtzeitig anzupassen. Sie vermissen sich selbst - sehnen sich nach Ruhe und Stilstand.






Jul 2018: In dieser gezeigten Arbeit wird nun versucht diesen Ort als Möglichkeit zu sehen, Ruhe zu finden. Diese Ruhe, diese innere Stille und Ausgeglichenheit beschränkt sich hier dennoch nicht auf einen idyllisch gelegenen Ort, der frei von jeglichen Umwelteinflüssen ist, sondern beschäftigt sich bewusst mit diesem chaotisch mutmaßenden Raum. Diese Ausgeglichenheit wird nur geschaffen mit der Auseinandersetzung einer Stadt - einem Ort, vor Allem aber mit dem gesamten Milieu:

Subtile Eingriffe am Bestand, sowie eine gezielte Setzung sorgen hier für einen neuen Ort. Einen Ort, der es zulässt, fehlende Freibereiche zu schaffen, die ansässige Kulturszene beizubehalten und entsprechend, um nötige Kunst- und Kulturflächen zu ergänzen. Die Kulturszene hat nun die Möglichkeit ihre eigene Geschichte am gleichen Ort weiter auszubauen, weiterzuentwickeln und als Ideenspender und Motor für das gesamte Milieu zu dienen!

Die vertikale Lücke zwischen Maximilianstraße und Altstadt wird unterbrochen, sie wird geschlossen und bietet nun einen Ort für das Individuum. Von den hochfrequentierten Stadträumen gelangt man über diverse Schwellen letztlich zu einem Raum für den Menschen. Die stringent aneinandergereihte Raumzelle dient dazu, sich bewusst mit ihr auseinandersetzen zu müssen und somit eine stetige Veränderbarkeit des Raumes und der gesamten Stadt zuteilwird.

Es entsteht so ein Ort, der bespielt werden kann, um die Geschichte einer Stadt weiter schreiben zu können, ohne sie vergessen zu müssen!



Bilder




Zeichnungen






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nov 2020: ach! der ort ist nun wirklich weg… alles gute für dich lieber kunstverein GRAZ.